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Dalaras über das Projekt
Es fällt mir nicht leicht, die richtigen Worte zu
Alexandros Karozas´ musikalischem Werk zur Poesie
von K.P. Kavafis zu finden.
Nicht nur, weil ich weiß und mir dessen bewusst bin, dass ich mich über
den präzisesten Dichter der griechischen Sprache äußere. Sondern
auch, weil mir der unvergessene G.P. Savvidis bei den wenigen
Begegnungen, die ich die Ehre hatte, mit ihm zu erleben, das sicherere
Gespür vermittelte, dass sich jede Annäherung an Kavafis zum Prinzip
machen muss, Übertreibungen und feierliche Rhetorik zu vermeiden.
Dies hat sich ohnehin fest in meinem Bewusstsein verankert, als ich den
schlichten, mit leiser Stimme gesprochenen, aber sicheren und
entschlossenen Vortrag der Gedichte dieses Poeten durch Giorgos
Savvidis selbst hörte.
Aus diesem Grund würde ich mich, selbst wenn ich über ein
entsprechendes Studium verfügte, nicht an eine philologische
Bearbeitung oder eine lobenden Kritik heranwagen, nicht einmal an
schmückende Attribute und begeisterte Urteile über Kavafis´ Werk. Ich
begnüge mich mit der grenzenlosen Bewunderung und halte mich an
das Vorbild der Arbeit eines Künstlers, der großzügig und bewusst sein
vollständiges dichterisches Wort in einer Volksausgabe verbreitete, ohne
seine Leser in Eingeweihte und Uneingeweihte zu unterteilen. Und es ist
diese Unvergänglichkeit seines Wortes, die es ermöglicht, es lebendig
an neue Generationen weiterzugeben. In aller Bescheidenheit glaube
ich, dass ihm genau das ausgereicht hätte, dass es ihm genug gewesen
wäre, um für immer innerlich beruhigt und gerechtfertigt zu sein.
Dieses unvergängliche „Fleisch gewordene Wort“ gab Dutzenden junger
Künstler Impulse. Unter ihnen auch mein Freund, der wahrhaft fähige
Komponist Alexandros Karozas, ein junger Grieche in Deutschland,
aufgewachsen in der Fremde, der vor 25 Jahren damit begann, sich mit
Werk Kavafis´ zu befassen, mit Umsicht, beinahe religiöser Hingabe und
der gebührenden Unsicherheit, wohl wissend, es mit etwas
Einzigartigem zu tun zu haben.
Seit 1985 schreibt er seine Kompositionen, schreibt sie
immer wieder um, nimmt sein Material auseinander, baut
es neu auf und versucht so, ein musikalisches Gebäude
zu errichten.
Einmal voller Überzeugung in seine Fähigkeiten, dann wieder voller
Zweifel. Seine eigentliche Triebfeder ist die Dichtung selbst, aus ihr
schöpft er Kraft. Ein Urteil wagend, kann ich sagen, dass das Resultat
dieser Anstrengungen von echtem musikalischem Rang ist. Doch ich
meine, dieser Prozess zeigt auch auf einer anderen Ebene, wie sehr er
ihn kreativ und existentiell berührt und antreibt. Selbst wenn sein Werk
unvollendet geblieben wäre, glaube ich, allein die Tatsache, dass er sich
in all diesen Jahren mit Kavafis auseinandergesetzt und sich ihm
gewidmet hat, würde für ihn einen Lebenssinn an sich darstellen. Denn
er zählt zu den Glücklichen, die nach so vielen Jahren der Arbeit die
Selbsterkenntnis gewonnen hätten. Und er befände sich im Einklang mit
dem Dichter, der ihn inspirierte, und würde mit dem richtigen Maß
einschätzen, was dieser ihn mit seinem seltenen Gespür lehrte. So wie
dieser es 1897 in seinem Gedicht beschrieb, ein Sterblicher wie wir alle,
mit reinem Gewissen, „der sein Talent nicht begrub oder prostituierte in
der kosmopolitischen Wüste von Alexandria oder im Balkanstaub von
Athen, sondern der es auf die am meisten vernachlässigten Böden des
Griechentums aussäte, und es mit all seinen Tränen und all seinem Blut
wieder zum Leben erweckte“. (1)
Persönlich fühle ich mich gleich doppelt ausgezeichnet, dadurch dass
ich die Chance habe, diese Dichtung zu singen, zu dieser Musik,
gemeinsam mit den bedeutenden Musikern des Wiener
Kammerorchesters und der Wiener Singakademie.
Mein herzlicher Dank gilt Alexandros.
George Dalaras
(1) Einleitung von G.P. Savvidis zur Ausgabe „K.P.Kavafis Gedichte“,
Ikaros Verlag.
Mein schweres Leben sicherer zu machen
erwart´ ich von der Bank der Zukunft
nur wenige Devisen als Gewinn…
Viel Kapital, vermutlich, hat sie nicht.
Nun fürchte ich, dass mit der ersten Krise
sie ihre Zahlung jäh beenden wird.